Zwischen Selbstschutz und Neuanfang: Bewerbungsprozesse nach traumatischen Erfahrungen
Menschen mit einer Traumabiografie stehen beim Schreiben von Bewerbungen oft vor besonderen inneren und äußeren Hindernissen. Die Auswirkungen traumatischer Erlebnisse wie Gewalt, Missbrauch, schwere Verlusterfahrungen oder andere einschneidende Lebensereignisse sowie Bindungs- und Entwicklungstrauma können sich tiefgreifend auf das Selbstbild, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Kommunikationsweise auswirken. Dies zeigt sich auch vor und im Bewerbungsprozess, der als besonders herausfordernd empfunden werden kann.
Herausforderungen im Bewerbungsprozess
- Geringes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel: Viele traumatisierte Menschen kämpfen mit inneren Stimmen des Zweifels und einer kritischen Selbstwahrnehmung. Das führt dazu, dass sie ihre Stärken und Erfolge schwer benennen oder ins rechte Licht rücken können. Die Angst, nicht zu genügen oder „aufzufliegen“, hemmt die Selbstpräsentation.
- Minderwertigkeitsgefühl: Gerade für Menschen mit Entwicklungstrauma ist es oft besonders schwer, die eigenen Stärken wahrzunehmen. Häufig fehlt ihnen von klein auf eine unterstützende Rückmeldung, stattdessen haben sie Abwertung, Missachtung, emotionale oder körperliche Vernachlässigung und unter Umständen verschiedene Formen von Gewalt erlebt. Diese Erfahrungen erschweren es, ein positives Selbstbild zu entwickeln und erschüttern das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.
- Scham und Angst vor Stigmatisierung: Lücken im Lebenslauf oder ungewöhnliche Biografien werden oft als Makel erlebt. Die Sorge, dass Arbeitgeber*innen nach den Gründen fragen oder negative Urteile fällen, führt dazu, dass Lebensläufe zögerlich oder besonders zurückhaltend formuliert werden. Es besteht die Befürchtung, als „problematisch“ abgestempelt zu werden.
- Schwierigkeiten im Umgang mit Stress: Der Bewerbungsprozess ist mit Unsicherheiten, Vergleichen und Bewertungen verbunden. Für Menschen mit Traumaerfahrung können solche Situationen alte Gefühle von Hilflosigkeit oder Kontrollverlust triggern. Bereits das Formulieren einer Bewerbung kann zu Überforderung, Nervosität oder gedanklichen Blockaden führen bis hin zur Nichtbewerbung auf eine Stelle.
- Selbstschutz und Offenlegung: Es besteht häufig Unsicherheit darüber, wie offen man mit eigenen Brüchen oder Lücken umgehen soll. Viele fürchten, sich zu „entblößen“ oder verletzlich zu zeigen – gleichzeitig möchten sie authentisch bleiben und nicht lügen.
- Mögliche Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Traumafolgen wie Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe oder Gedächtnisprobleme erschweren die strukturierte Bearbeitung von Bewerbungsunterlagen. Auch das Erinnern an Erfolge oder die eigene Entwicklung fällt schwerer.
- Sorge und Angst vor dem Unbekannten: Viele Betroffene beschäftigt die Unsicherheit darüber, wie die Bewerbung bewertet wird, wer das Vorstellungsgespräch führen wird, wie der Ablauf aussieht, welche Fragen gestellt werden könnten und wie sie mit ungewohnten Situationen umgehen sollen. Auch Zweifel, ob die eigenen Qualifikationen und Fähigkeiten zur Stelle oder zum Unternehmen passen, sowie Unsicherheiten in Bezug auf das zukünftige Team und die Vorgesetzten, können zusätzlichen Stress oder gar Retraumatisierung verursachen.
- Überempfindlichkeit gegenüber Bewertungen: Kritik – auch konstruktive – wird oft besonders schmerzhaft erlebt und kann retraumatisierend wirken. Kritik wird oft sehr persönlich aufgenommen und kann bei Menschen mit Entwicklungstrauma schnell Schamgefühle auslösen, sodass sie sich in ihrem grundlegenden Selbstwert infrage gestellt oder „falsch“ fühlen. Der Bewerbungsprozess wird so zu einer emotionalen Belastungsprobe.
- Emotionale Belastung durch Rückschläge: Absagen oder lange Wartezeiten lösen schnell Gefühle von Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder Versagen aus. Es fällt schwerer, sich nach Misserfolgen erneut zu motivieren.
- Weitere mögliche Hürden: Zusätzlich zum Traumahintergrund können auch Faktoren wie Neurodivergenz oder chronische Erkrankungen den Bewerbungsprozess erschweren. Solche Begleiterscheinungen können bestehende Herausforderungen verstärken und dazu führen, dass Bewerbungen gar nicht oder nur sehr zögerlich angegangen werden.
Ressourcen und Potenziale
Trotz aller Herausforderungen bringen Menschen mit Traumabiografie häufig eine besondere Resilienz, Einfühlungsvermögen und Lebenserfahrung mit. Mit gezielter Unterstützung, etwa durch Beratung, Coaching, Traumatherapie oder Selbsthilfegruppen, können sie lernen, ihre Stärken sichtbar zu machen und den Bewerbungsprozess als Chance für einen Neuanfang zu nutzen. Und sie können lernen, dass eine Absage nichts persönliches ist, sondern das Unternehmen bestimmte Anforderungen an eine Person und Ihr können hat das zu den Spezifikationen des Unernehmens passen müssen. Und das rein aus der Sicht des Unternehmens. Und es in der Regel nichts persönliches ist.
Abschließend ist es wichtig, Verständnis für die speziellen Bedürfnisse und Hintergründe traumatisierter Personen im Bewerbungsprozess zu entwickeln – sowohl bei ihnen selbst als auch bei potenziellen Arbeitgeber*innen.
Gedanken und auch eigene Erfahrungen von mir, (KI war hilfreich bei Struktur und bei Erstellung des Bildes)
