Empathie, Offenheit und nachhaltige Unterstützung als Schlüssel
Einleitung
In der heutigen Arbeitswelt ist Diversität ein zentrales Thema – dazu gehören auch Menschen mit besonderen Lebenserfahrungen, wie etwa einer Traumabiografie. Der Bewerbungsprozess kann für traumatisierte Personen eine enorme emotionale Herausforderung darstellen. Arbeitgeber*innen, die dies erkennen und traumasensibel damit umgehen, können nicht nur von der besonderen Resilienz und dem Einfühlungsvermögen dieser Personen profitieren, sondern auch zu einer inklusiven Unternehmenskultur beitragen. Im Folgenden findest du umfassende Tipps, um ein unterstützendes Umfeld für Bewerber*innen mit Traumaerfahrung zu schaffen.
1. Bewusstsein schaffen und Sensibilität fördern
- Schulungen und Workshops: Biete dem Personal, das an Auswahlverfahren beteiligt ist, Schulungen zu Traumasensibilität und diskriminierungsfreiem Verhalten an. Je mehr Verständnis für die speziellen Bedürfnisse vorhanden ist, desto entspannter verläuft der Bewerbungsprozess für alle Beteiligten.
- Vorurteile abbauen: Sensibilisiere dein Team für unbewusste Vorurteile, insbesondere im Hinblick auf Brüche im Lebenslauf, Lücken oder vermeintliche „Unstetigkeit“. Diese können Ausdruck einer besonderen Lebenssituation sein, nicht mangelnder Motivation.
- Wertschätzende Haltung: Begegne allen Bewerber*innen mit Wertschätzung und Respekt. Vermeide Bewertungen, die auf Stigmatisierungen oder Annahmen beruhen.
2. Transparenz schaffen und Unsicherheiten abbauen
- Detaillierte Information über den Prozess: Stelle Bewerber*innen frühzeitig transparente Informationen zum Ablauf des Bewerbungsverfahrens, zu Gesprächspartner*innen, Zeitplan und möglichen Fragen zur Verfügung. So werden Unsicherheiten und Ängste reduziert.
- Klare Kommunikation: Kommuniziere deutlich – von der Eingangsbestätigung bis zum Absage- oder Zusageprozess. Unklare oder verzögerte Rückmeldungen verstärken oft Unsicherheiten und Stress.
- Möglichkeit zur Kontaktaufnahme: Biete eine Ansprechperson an, an die sich Bewerber*innen bei Rückfragen oder Sorgen wenden können. Idealerweise ist diese Person geschult im Umgang mit sensiblen Themen.
3. Vorstellungsgespräche achtsam gestalten
- Angenehme Atmosphäre: Schaffe eine ruhige und freundliche Gesprächsatmosphäre ohne Zeitdruck. Gebe Bewerber*innen die Möglichkeit, sich zu sammeln und bieten Sie Pausen an, wenn nötig.
- Empathische Gesprächsführung: Vermeide Fragen, die direkt nach traumatischen Erfahrungen oder „Problemerklärungen“ im Lebenslauf fragen. Konzentriere dich auf Kompetenzen und Stärken. Wenn Lücken thematisiert werden, akzeptiere knappe, sachliche Erklärungen.
- Fokus auf Ressourcen: Erkundige dich danach, was Bewerber*innen an Stärken, Erfahrungen und Potenzialen mitbringen – nicht, was sie vermeintlich „nicht können“.
- Wahlfreiheit und Selbstbestimmung: Erlaube, dass Bewerber*innen bestimmte Themen nicht ansprechen müssen. Signalisiere, dass Offenheit willkommen, aber keine Pflicht ist.
- Wahlfreiheit hinsichtlich der Gesprächsführung: Ermögliche Bewerber*innen, eine Präferenz bezüglich der Person anzugeben, mit der das Gespräch geführt wird, etwa ob das Gespräch von einer Frau oder einem Mann geleitet werden soll.
- Alternative Gesprächsformen: Berücksichtige, dass sich einige Personen in fremden geschlossenen Räumen oder im direkten Gegenüber mit einer fremden Person möglicherweise unwohl fühlen. Biete daher auf Wunsch Alternativen an, wie beispielsweise ein Gespräch bei einem Spaziergang, an der frischen Luft oder an einem ruhigen Ort außerhalb des klassischen Besprechungszimmers. Solche Formate können dazu beitragen, eine entspanntere Atmosphäre zu schaffen, insbesondere für Menschen mit belastenden oder prägenden Erfahrungen.
4. Flexibilität und individuelle Lösungen anbieten
- Anpassung des Bewerbungsprozesses: Biete alternative Wege der Bewerbung an (z.B. Video, Telefon, schriftlich), wenn dies den Bedürfnissen der Bewerber*innen entgegenkommt.
- Unterstützung bei Barrieren: Frage nach, ob und welche Unterstützung im Bewerbungsprozess benötigt wird – etwa mehr Zeit für Aufgaben, ruhige Räume, technische Hilfen oder die Begleitung durch Vertrauenspersonen.
- Respekt vor individuellen Grenzen: Erkenne an, dass jeder Mensch unterschiedlich belastbar ist. Zeige Geduld und Verständnis, wenn sich jemand zurückzieht oder mehr Zeit braucht.
5. Transparenz und Feedback auch nach dem Bewerbungsprozess
- Wertschätzende Rückmeldungen: Gib konstruktives Feedback zu Bewerbungen und Gesprächen, unabhängig vom Ausgang. Formuliere Absagen möglichst respektvoll und ressourcenorientiert.
- Angebot weiterer Perspektiven: Ermutige abgelehnte Bewerber*innen, sich erneut zu bewerben oder bieten Sie ggf. Kontakt zu Beratung oder Netzwerken an.
6. Arbeitsumfeld und Onboarding: Nachhaltige Unterstützung sicherstellen
- Inklusive Unternehmenskultur: Förder ein Klima des gegenseitigen Respekts und der Offenheit. Thematisiere Vielfalt als Stärke.
- Möglichkeiten zur Weiterentwicklung: Biete gezielte Einarbeitung, Mentoring und Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg an. Respektieren Sie individuelle Bedürfnisse im Onboarding-Prozess (z.B. flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Möglichkeiten, Barrierefreiheit).
- Zugang zu Unterstützung: Mache Angebote zu Coaching, Supervision oder Selbsthilfegruppen zugänglich. Stelle sicher, dass Ansprechpersonen für psychische Gesundheit im Unternehmen vorhanden und sichtbar sind.
7. Langfristige Perspektive: Von Potenzialen profitieren
Menschen mit Traumaerfahrung bringen oft besondere Stärken mit: Ausgeprägte Resilienz, Empathie, Kreativität, Lebenserfahrung und die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Arbeitgeber*innen, die diese Potenziale erkennen und fördern, profitieren von einer loyalen, diversen und engagierten Belegschaft.
Fazit
Ein inklusiver Bewerbungsprozess, der die Bedürfnisse von Menschen mit Traumaerfahrung berücksichtigt, ist ein Gewinn für alle Seiten. Er vermittelt Wertschätzung, baut Hürden ab und fördert eine nachhaltige, gesunde Unternehmenskultur. Unternehmen, die Empathie, Offenheit und Flexibilität leben, setzen ein starkes Zeichen für gesellschaftliche Verantwortung und profitieren von vielfältigen Perspektiven sowie engagierten Mitarbeitenden.
Traumasensible Bewerbungsprozesse bieten allen Bewerbenden Vorteile – auch jenen, die in bestimmten Situationen unter Stress geraten und dadurch vielleicht nicht ihr volles Potenzial zeigen können. Indem Hürden abgebaut und ein unterstützendes Umfeld geschaffen werden, erhalten mehr Menschen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen authentisch einzubringen. Und so entstehen Win Win Situationen.
Gedanken und auch eigene Erfahrungen von mir, (KI war hilfreich bei Struktur und bei Erstellung des Bildes)
