Im folgenden Blogartikel gebe ich einen persönlichen Einblick in mein Erleben als neurodivergente und traumatisierte Person im Zusammenhang mit einer beruflichen Nachricht. Du wirst erfahren, welche Gedanken und körperlichen Reaktionen bei mir und anderen Betroffenen auftreten können. Außerdem teile ich Tipps, wie du als Vorgesetzte:r oder Kolleg:in deine Nachrichten besser gestalten kannst, um Sicherheit und Unterstützung zu vermitteln.  In solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass betroffene Menschen – sei es aufgrund von Trauma oder Neurodivergenz – Strategien entdecken und anwenden können, um ihr Nervensystem zu beruhigen. Und sich im Nachgang an eine Fachperson wenden die ihnen hilft alte Stress- und Traumareaktionen zu verarbeiten und diese zu integrieren, damit neue Erfahrungen im Hier und Jetzt entstehen können.

  

Ich nehm dich mit in eine persönliche Erfahrung der letzten Tage

„Wir müssen morgen reden.“ stand auf dem Handy das neben mir lag. Diese Nachricht betraf nicht einmal mich, sondern war im beruflichen Kontext eines anderen Menschen eingegangen.

Und dennoch, machte es etwas mit meinem Körper. Meine Atmung wurde flacher und ich merkte wie ich erstarrte.

Kurz nach diesen Körperreaktionen, kam eine Erinnerung in mir hoch. Ich, im Grundschulalter in einem Raum mit meiner Mutter die dastand und mit erhobenen Zeigefinger drohte: „Warte nur ab, bis dein Vater heimkommt“. Was abends folgte waren Schläge.

Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte was da in mir passierte. Mein Körper reagierte mit Erstarrung auf eine für mich bedrohlich klingende Nachricht. „Warte nur bis morgen, dann gibt es Bestrafung“ schien mein Unbewusstes, hier verstanden zu haben. Und ging in eine alte Schutzreaktion. Denn damals war weglaufen und Angriff keine Option.

Ich staunte mal wieder, wie phantastisch Schutzreaktionen und Überlebensmechanismen auch nach Jahrzehnten unbewusst und in Millisekunden funktionieren und das „Überleben“ sicherte.

So fing ich an, mit den mir zur Verfügung stehenden Techniken (prozess- und körperorienterte Klopfakuperssurtechniken sowie SOS Übungen von helprercircle) und zunächst aus der Erstarrung zu holen. Um dann diese Erfahrung zu verarbeiten und zu integrieren.

Und es kamen mehrere Momente meines langen beruflichen Erlebens an die Oberfläche meines Bewusstseins, die Stressreaktionen in meinen Körper ausgelöst hatten. Die ich in einem weiteren Schritt für die spätere Verarbeitung /Integration notierte.

Betroffene erfahren häufig folgendes Szenario

Die oben Körperreaktionen und weitere ohne ersichtlichen Kontext.

Wenn soetwas passiert kann das an verschiedenen Faktoren liegen. Zum Beispiel daran, dass es sich bei der betroffenen Person um einen Mensch mit Traumahintergrund und/oder mit Neuordivergenz handelt.

In beiden Fällen geschieht es häufig, dass die betroffene Person in Stress verfällt, weil Sub- und Kontext fehlen.

Ein unaufhörliches Gedankenkarussell kann entstehen: 

  • Ist es etwas Ernstes? 
  • Ist die Person sehr wütend? Auf wen ist sie wütend? 
  • Werde ich gekündigt, weil es etwas gravierendes ist? 
  • Habe ich etwas falsch gemacht? 
  • Habe ich etwas Falsches gesagt? 
  • Bin ich über eine Grenze gegangen, die unsichtbar war? 
  • Habe ich etwas übersehen? 
  • Fehlt etwas? 
  • Habe ich etwas vergessen, das wichtig war?

In jedem Fall entsteht eine große Unsicherheit darüber, was am nächsten Morgen möglicherweise auf die betroffene Person zukommt. Für traumatisierte Menschen ergeben sich daraus zwei Herausforderungen:

Erstens: Vermischung von mehreren bewussten und unbewussten alten Situationen inklusive alter Reaktionsmuster und oft dadurch fehlende hilfreiche Strategien im hier und jetzt mit der aktuellen Situation „gut“ umgehen zu können. Hierzu ist es hilfreich eine Person aufzusuchen, um alte Stresssituationen zu verarbeiten und zu integrieren, damit nicht auf die Gegenwart mit einer alten Schutzstrategie oder einer „veralteten“ Körpererinnerung reagiert wird. Ziel ist es, zu verhindern, dass sich alter Stress durch neue Belastungen in der aktuellen, ungeklärten Situation verstärkt und potenziert. Und gleichzeitig neue Erfahrungen zu machen, aufgrund von heutigen Möglichkeiten auf solch eine Nachricht zu reagieren. (Z.B. mit direkter Nachfrage, um was es sich konkret handelt).

Zweitens: Die gegenwärtige Unsicherheit, Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit, die auftreten können, führen oft zu einer Dysregulation des Nervensystems. Das äußert sich in Gedankenkreisen, bei denen alle denkbaren Optionen, Ängste und Befürchtungen durchgespielt werden – bis hin zu schlaflosen Nächten.

In solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass betroffene Menschen – sei es aufgrund von Trauma oder Neurodivergenz – Strategien entdecken und anwenden können, um ihr Nervensystem zu beruhigen. Und sich im Nachgang an eine Fachperson wenden die ihnen hilft alte Stess- und Traumareaktionen zu verarbeiten und diese zu integrieren, damit neue Erfahrungen im Hier und Jetzt entstehen können.

Häufige verunsichernde Gedanken nach unklaren Nachrichten

·      Habe ich etwas falsch gemacht?

·      Habe ich etwas Falsches gesagt?

·      Bin ich über eine Grenze gegangen, die unsichtbar war?

·      Habe ich etwas übersehen?

·      Fehlt etwas?

·      Habe ich etwas vergessen, das wichtig war?

In jedem Fall entsteht eine große Unsicherheit darüber, was am nächsten Morgen möglicherweise auf die betroffene Person zukommt.

Herausforderungen für traumatisierte Menschen

Erstens: Vermischung von mehreren bewussten und unbewussten alten Situationen inklusive alter Reaktionsmuster und dadurch oft fehlende hilfreiche Strategien, um mit der aktuellen Situation „gut“ umgehen zu können.

·      Hierzu ist es hilfreich, eine Person aufzusuchen, um alte Stresssituationen zu verarbeiten und zu integrieren.

·      Ziel ist, zu verhindern, dass sich alter Stress durch neue Belastungen in der aktuellen, ungeklärten Situation verstärkt und potenziert.

·      Gleichzeitig können neue Erfahrungen gemacht werden, z. B. durch heutige Möglichkeiten wie eine direkte Nachfrage, worum es konkret geht.

Zweitens: Die gegenwärtige Unsicherheit, Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit können zu einer Dysregulation des Nervensystems führen.

·      Dies äußert sich in Gedankenkreisen, bei denen alle denkbaren Optionen, Ängste und Befürchtungen durchgespielt werden – bis hin zu schlaflosen Nächten.

Strategien zur Beruhigung des Nervensystems

In solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass betroffene Menschen – sei es aufgrund von Trauma oder Neurodivergenz – Strategien entdecken und anwenden können, um ihr Nervensystem zu beruhigen.

Was Absender (Vorgesetzte und Kolleg:innen) verändern können

Traumasensible und neuroinklusive Kommunikation bedeutet, Nachrichten so zu formulieren, dass sie für Empfänger*innen möglichst klar und verständlich sind. Durch die Angabe von Kontext und konkreten Informationen wird Unsicherheit vermindert und Orientierung geschaffen – das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit.

Anstelle allgemeiner oder potenziell verunsichernder Aussagen wie:

„Wir müssen morgen reden.“

sollten möglichst präzise Formulierungen gewählt werden, zum Beispiel:

·      „Wir sollten morgen sprechen, weil es ein Problem bei Thema XY gibt. Ich würde gerne deine Sichtweise dazu hören, damit wir gemeinsam bis morgen Mittag eine Lösung entwickeln können.“

·      „Ich bin gerade unterwegs und habe wenig Zeit, alles ausführlich zu erklären. Es geht um Thema XY – können wir morgen darüber sprechen?“

·      „Hast du morgen um 10 Uhr kurz Zeit? Ich möchte mit dir über XY sprechen.“

·      „Ich würde gerne morgen über Thema XY sprechen, weil …“

·      „Ich habe gerade von etwas erfahren, das Thema XY betrifft. Lass uns morgen sprechen, falls es dir passt.“

·      „Wir sollten morgen einige Punkte zu deinem Arbeitsbereich besprechen. Konkret betrifft das diese Themen: …“

·      „Ich möchte mit dir über dein letztes Gespräch mit XY sprechen, weil es unterschiedliche Sichtweisen dazu gibt.“

Solch konkrete und transparente Kommunikation unterstützt Menschen dabei, sich sicher und vorbereitet zu fühlen. Sie reduziert Stress im Vorfeld und schafft für alle Beteiligten eine offenere und entspanntere Gesprächsatmosphäre.

Das fördert:

·      Vertrauensvolles Arbeitsklima: Offenheit und gegenseitiges Vertrauen werden gestärkt, wodurch Konflikte frühzeitig erkannt und gelöst werden können.

·      Effizientere Arbeitsprozesse: Klare Kommunikation sorgt für eine bessere Abstimmung und reibungslosere Abläufe.

·      Höhere Produktivität: Mitarbeitende arbeiten zielgerichteter und motivierter.

·      Weniger Verzögerungen und Missverständnisse: Fehler sowie zeitaufwändige Rücksprachen werden reduziert.

·      Materieller Vorteil: Ressourcen wie Zeit und Geld werden eingespart; Projekte lassen sich schneller und kostengünstiger abschließen.

·      Geringere Fluktuation: Eine offene Kommunikationskultur steigert die Bindung und Motivation der Mitarbeitenden.

·      Wettbewerbsvorteil: Unternehmen mit transparenter Kommunikation agieren flexibler, innovativer und haben auf dem Markt größeren Erfolg.

·      Attraktivität als Arbeitgeber*in für Talente: Eine Unternehmenskultur, die auf Transparenz und wertschätzender Kommunikation basiert, zieht qualifizierte Fachkräfte an und erleichtert die Gewinnung neuer Talente. Menschen entscheiden sich eher für Unternehmen, in denen Offenheit gelebt und Entwicklungsmöglichkeiten klar kommuniziert werden.

·      Ein weiterer bedeutender Vorteil für Unternehmen entsteht durch die Integration und Wertschätzung von neurodivergenten Menschen im Team. Personen mit unterschiedlichen Denk- und Wahrnehmungsweisen – etwa Autismus, ADHS oder Dyslexie – bringen oft besondere Stärken wie kreative Lösungsansätze, ausgeprägte Detailgenauigkeit, hohe Konzentrationsfähigkeit oder ungewöhnliche Problemlösungsstrategien mit. Teams, die diese Vielfalt bewusst fördern und ein inklusives Umfeld schaffen, profitieren von innovativeren Ideen, einer breiteren Perspektive auf Herausforderungen und einer gesteigerten Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Anforderungen. Die Vielfalt der Talente trägt dazu bei, eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen und eröffnet neue Wege zum gemeinsamen Erfolg.

 

Ein kleiner Hinweis für beide Seiten zum Schluss:

Es ist wichtig, dass sowohl neurodivergente als auch traumatisierte Personen sich ihrer eigenen Bedürfnisse und Grenzen bewusst sind oder werden und lernen diese klar kommunizieren. Dies kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.

Für Vorgesetzte und Kolleg:innen ist es entscheidend, aufmerksam zuzuhören und empathisch zu reagieren. Offene Kommunikation und das Angebot von Unterstützung können einen großen Unterschied machen. Es kann auch hilfreich sein, regelmäßig Feedback einzuholen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um das Arbeitsumfeld für alle Beteiligten angenehmer zu gestalten.

 

Falls du Unterstützung beim Verarbeiten und Integrieren von Erfahrungen suchst, als traumatisierteneurodivergente Person Beratung brauchst

oder als Unternehmen, Organisation oder Einzelperson eine inklusive und wertschätzende Unternehmenskultur aufbauen möchtest, sprech mich gerne an.

Gemeinsam entwickeln wir hilfreiche, individuelle Lösungen.

Gedanken und Text von mir, (KI war hilfreich beim strukturieren des Textes und formulieren in gute flüssige Lesbarkeit).