Innere Klarheit im Berufsalltag finden: Mit Selbstreflexion und GFK zu neuer Orientierung
Kennst du das Gefühl, wenn im Kopf ein wildes Durcheinander herrscht und du im Strudel aus Verpflichtungen, Erwartungen und Unsicherheiten beinahe den roten Faden verlierst? Gerade im Berufsalltag, wo Stress und Veränderungen unsere Gedanken oft bestimmen, sehnen sich viele nach innerer Klarheit und neuer Zuversicht. Doch wie gelingt es, das innere Chaos zu ordnen, wieder Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Zielen zu finden – und letztlich mit Freude und Leichtigkeit neue Wege einzuschlagen?
Wenn du dich gerade an einem Wendepunkt im Leben befindest – sei es durch äußere Umstände oder deine persönliche Entwicklung – kann eine strukturierte Selbstreflexion mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) der Schlüssel sein. Die bewährte GFK-Listenmethode bringt nicht nur Ordnung in das emotionale Wirrwarr, sondern hilft dir, deine Gefühle, Bedürfnisse und Beweggründe systematisch zu erkennen und zu verstehen.
In diesem Artikel erfährst du, wie du mithilfe von Selbstreflexion und GFK-Listen neue Orientierung im Berufsalltag findest – und welche erstaunlichen Möglichkeiten sich eröffnen, wenn du den Mut hast, dich wirklich mit deinem Innersten auseinanderzusetzen. Du erhältst eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, praxisnahe Beispiele und erfährst, wie andere auf ihrem Weg vom inneren Chaos zur Klarheit überraschende Erkenntnisse gewonnen haben.
Mein Weg vom inneren Chaos zur Klarheit
Um für mich selbst Klarheit zu gewinnen, habe ich mir vor vielen Wochen ein paar Stunden Zeit genommen, mich in die Sonne gesetzt und meine derzeitige berufliche Situation mit einem Notizbuch sowie GFK-Listen betrachtet.
Ich fühlte schon länger, dass meine Arbeit – die im ersten Jahr noch von Begeisterung und Hingabe geprägt war – zunehmend zu einem bloßen Abarbeiten von Problemen bei abnehmender Freude im Berufsalltag wurde. Ich war zu diesem Zeitpunkt innerlich zerrissen; es war, als ob ich mit einem Bein schon aus der Tür (Berufssituation) gegangen war. Es gab Diffuses, das mich zurückhielt, und ebenso Diffuses, das mich durch die Tür zog.
Um Klarheit zu bekommen, wollte ich mir die Zeit nehmen, die Ursachen für dieses innere Chaos herauszufinden.
Im Verlauf dieser Reflexion wurde mir bewusst, wie hilfreich es ist, solche Fragen nicht nur im Kopf zu bewegen, sondern sie strukturiert zu Papier zu bringen. Gerade die Verbindung von persönlicher Innenschau mit einer klar gegliederten Methode ermöglichte es mir, einzelne Aspekte voneinander zu trennen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Diese Herangehensweise lässt sich nicht nur auf private Entscheidungsprozesse anwenden, sondern eignet sich ebenso für Herausforderungen im Berufsalltag. Indem ich meine Gedanken sortierte, bekam ich einen neuen Zugang zu meinen Beweggründen und konnte erkennen, wo meine Prioritäten tatsächlich liegen.
Ich stellte mir dazu folgende Fragen:
Was hat mich ursprünglich dazu bewegt, von der Selbständigkeit ins Angestelltenverhältnis zu wechseln? Welche Gründe und unerfüllte Bedürfnisse hatte ich damals, die mich bewegten, meine Selbständigkeit zu pausieren? Welche Erwartungen hatte ich ursprünglich an meine aktuelle Anstellung?
Systematisch habe ich meine Aufgabenbereiche, die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, die Gesamtsituation und Begegnungen mit anderen Personen und anderes mehr im Verlauf der Zeit betrachtet.
Zu den unterschiedlichen Situationen habe ich mithilfe von Gefühlslisten und Bedürfnislisten aus der GFK jeweils Gedanken (Beschreibungen und Interpretationen), Gefühle, erfüllte und nicht erfüllte Bedürfnisse notiert – ebenso körperliche Reaktionen. So konnte ich am Ende Zusammenhänge erkennen und verschiedene Strategien hin zu mehr Freude erarbeiten.
Dabei wurde mir auch deutlich, dass mir vor allem die Arbeit mit Menschen und die Begleitung bei Veränderungsprozessen gefehlt hat.
Meist kamen die Klient*innen mit einem Problem oder mit einer Thematik, die sie belastete, zu mir in die Prozessbegleitung und verließen den Raum mit Freude, Erleichterung und neuen Perspektiven. Diese Wandlungsprozesse, auch für Kleinunternehmen, machten mir große Freude.
Aktuell stellt sich mir die Frage, wie es nach meinem Urlaub weitergehen wird. Schreibe ich eine Initiativbewerbung oder kehre ich in die Selbständigkeit zurück, oder ergibt sich eine Kombination? Auch hier werde ich in den Bergen, auf einer Wiese pausieren, mein Notizbuch zücken und eine neue Standortanalyse machen.
Wie läuft eine Standortanalyse im Berufsalltag konkret ab? Ein verkürztes Beispiel:
Stell dir folgende Situation vor: In einem Meeting hast du eine Idee, die du vorstellen möchtest. Du wartest auf einen passenden Moment, bringst deine Idee ein, doch währenddessen fangen zwei Personen ein Nebengespräch an. Die Aufmerksamkeit der anderen Teilnehmenden wandert ab, deine Idee wird nicht weiter diskutiert.
Im Nachgang bist du unzufrieden und vielleicht auch verärgert. Diese Stimmung kann sich auf den weiteren Tag und das Privatleben übertragen. Anstatt diesen Zustand einfach hinzunehmen, lohnt es sich, die Situation strukturiert in einem ruhigen Moment zu reflektieren:
- Notiere dir, was deine Ausgangslage war, welches Anliegen und welche Erwartungen du hattest,
- und halte Gedanken,
- Gefühle sowie
- erfüllte und nicht erfüllte Bedürfnisse fest – idealerweise mit Unterstützung einer Gefühls- und Bedürfnisliste aus der GFK.
Es stellt sich heraus, dass zum Beispiel das Bedürfnis nach Gehör, Anerkennung oder Respekt nicht erfüllt wurde.
- Daraus können folgende Strategien entstehen:
Ein sachliches Gespräch mit den betreffenden Personen vor dem nächsten Meeting kann hilfreich sein. Dabei kannst du ansprechen, dass du das Nebengespräch als störend empfunden hast und dich nicht ausreichend wahrgenommen fühltest.
Im Gespräch wird möglicherweise deutlich, dass die anderen Personen durch eigene Themen abgelenkt waren, weil ein kurzfristiges Problem priorisiert wurde und sie dich nicht sprechen hörten. Infolge könnten sich Lösungen für den zukünftigen Umgang mit solchen Situationen entwickeln. Und möglicherweise findet deine Idee in einem anderen Kontext Anerkennung und wird umgesetzt werden.
Du hast nun, nachdem du Klarheit und Orientierung hast, passende Strategien gefunden, die – statt in alten Mustern zu verharren – neue positive Erfahrungen erlebbar gemacht haben.
Wer profitiert von der Methode?
Einzelpersonen, Familien, Gruppen sowie Kinder und Jugendliche können durch diese Herangehensweise Situationen klären. Auch in Unternehmen eignet sie sich für Check-ins, die Erforschung von Unstimmigkeiten und vieles mehr.
Zusätzliche Personengruppeninfo:
Neurodivergente Menschen profitieren von einem Body-Doubling-Partner, damit Wissen tatsächlich in die praktische Umsetzung gelangt. Menschen mit Traumahintergrund können sich zur Regulation ihres Nervensystems von einer vertrauten Person oder einer therapeutischen Begleitung unterstützen lassen.
Wie ich die GFK-Listenmethode verwende:
Oft nutze ich diese Methode als Einstieg, um anschließend mit körper- und prozessorientierter Klopfakupressurtechnik in tiefere Schichten der Biografie zu begleiten.
Wofür’s gut ist:
Die Beschäftigung mit eigenen Situationen und deren Reflexion kann nicht nur für dich selbst, sondern auch für dein Team neue Perspektiven und Klarheit bringen. Sie hilft dabei, hinderliche Gedanken- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Auch im Privatleben lassen sich daraus neue Strategien für ein gelingendes Miteinander entwickeln.
Drei Beispiele für die private Anwendung:
- Bei Streitigkeiten in der Familie – sei es unter Partner*innen oder unter Kindern – hilft die Methode, die jeweiligen Positionen zu verstehen und gemeinsame Lösungen zu finden.
- Für Mütter bietet sie die Möglichkeit zu erkennen, wo eigene Bedürfnisse im Familienalltag zu kurz kommen und wie diese erfüllbar wären. Zum Beispiel: Eine Mutter spürt nachmittags Erschöpfung und stellt fest, dass ihr Ruhe fehlt. Daraus kann entstehen, dass sie sich – wenn das Baby mittags schläft – ebenfalls eine Pause gönnt, statt aufzuräumen.
- Menschen mit frühen Bindungs- und Entwicklungstraumata oder Parentifizierung erfahren durch diese Methode, ob sie überhaupt ihre Bedürfnisse fühlen und benennen können.
Auch Unternehmen profitieren:
Mit der Methode lässt sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erfassen und Maßnahmen ableiten, um auf wichtige Grundbedürfnisse einzugehen – etwa durch Rückzugsräume zur Entspannung, Einzelbüros, den Verzicht auf Essensgerüche im Meetingraum oder die gemeinsame Besprechung von Strukturen und Abläufen. So können Konflikte entschärft und Verständnis sowie Zusammenarbeit gestärkt werden.
Die Methode eignet sich neben der Standortanalyse auch für einzelne Situationsanalysen oder zur Ursachensuche eines Bedürfnis-Mangels auf einer Timeline, um anschließend mit anderen Methoden nachzunähren.
Wir wissen ja alle: Es geht nicht um die offene Zahnpastatube oder den Stift, den ein*e Kolleg*in immer vom Schreibtisch nimmt. Es geht letztlich immer um Bedürfnisse. Die Sachebene ist nur die Strategie, um ein Bedürfnis zu erfüllen oder eben nicht. Eine offene Zahnpastatube erfüllt möglicherweise nicht das Bedürfnis nach Ordnung, Respekt oder Hygiene – beim anderen vielleicht aber das Bedürfnis nach Autonomie.
Abschlussgedanke:
Eine sachliche Standortanalyse mit der beschriebenen Vorgehensweise ist ein wirksames Werkzeug, um Herausforderungen strukturiert zu begegnen und eigene Handlungsspielräume zu erweitern. Sie hilft dir, deine Bedürfnisse zu erkennen und neue Wege für deine persönliche und berufliche Entwicklung zu eröffnen.
Nimm dir ab und zu Zeit für eine solche Reflexion – es lohnt sich! Und weißt du, weshalb ich GFK-Listen und diese Vorgehensweise so schätze, auch in Gruppen oder der Begleitung? Weil Gefühlsnuancen zum Vorschein kommen, weil es wichtig ist, eigene Beweggründe und Bedürfnisse zu kennen – und offen für die Bedürfnisse anderer zu sein. Das ist zentral für gelingende Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander.
Fällt es dir schwer, dies allein zu machen, hol dir eine Vertrauensperson dazu oder melde dich gerne bei mir.
Los geht´s mach die ersten Schritte
Such dir entsprechende Listen im Internet, trau dich, deine Bedürfnisse ernst zu nehmen, und starte deine Reflexionsreise – du wirst überrascht sein, wie viel Klarheit und Leichtigkeit dadurch in deinen privaten und Berufsalltag einziehen kann.


Die Bildideen sind von mir – ausgeführt von KI