Praktische Strategien und Selbstfürsorge
Einleitung
Gerade hochsensible, neurodivergente und traumatisierte Menschen stehen im Bewerbungsprozess vor besonderen Herausforderungen. Ziel dieses Beitrags ist es, praktische Strategien für mehr Sicherheit und Authentizität im Vorstellungsgespräch aufzuzeigen.
Für traumatisierte Personen gab es hierzu bereits einen ersten eigenen Blogbeitrag mit gezielten Tipps zur Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Dieser Artikel legt nun den Schwerpunkt auf die Bedürfnisse Hochsensibler und zeigt zugleich weitere Facetten auf, die auch für neurodivergente und traumatisierte Leser*innen wertvoll sein können.
Ziel ist es, neue Impulse und praktische Strategien zu geben, die allen drei Gruppen mehr Sicherheit und Authentizität im Bewerbungsverfahren ermöglichen.
Je bewusster Menschen ihre individuellen Bedürfnisse im Bewerbungsprozess berücksichtigen, desto besser können sie ihre Stärken im Vorstellungsgespräch präsentieren und authentisch überzeugen.
Praktische Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch
Informiere dich umfassend über das Unternehmen, dessen Werte und aktuelle Entwicklungen. Wer die Unternehmenskultur frühzeitig versteht und gezielte Fragen vorbereitet, signalisiert echtes Interesse und Engagement im Vorstellungsgespräch.
Mock-Interviews und Selbstreflexion für mehr Sicherheit
Übe das Vorstellungsgespräch mit einer vertrauten Person oder nimm dich selbst per Audio oder Video auf. So kannst du typische Bewerbungsfragen durchspielen, deine Ausdrucksweise reflektieren und Unsicherheiten gezielt abbauen.
Tipps wenn es mit dem Aufnehmen auf Video oder Audio nicht klappt
Wenn es ein Problem für dich ist, dich auf Video oder Audioaufnahmen anzuschauen oder anzuhören, dann kann es daran liegen, dass dabei ein Gefühl der Entfremdung oder Unsicherheit bezüglich der eigenen Stimme und Körpersprache entsteht – die eigene Selbstwahrnehmung ins Wanken geraten kann. Das ist ein ganz normales Phänomen, denn wir nehmen uns selbst meist anders wahr, als wir auf Außenstehende wirken.
- Um damit besser umzugehen, kann es hilfreich sein, sich schrittweise an solche Aufnahmen zu gewöhnen: Zunächst kurze Sequenzen aufnehmen und sich in einem geschützten Rahmen ansehen oder anhören, gegebenenfalls auch gemeinsam mit unterstützenden Personen. Statt auf vermeintliche Makel zu achten, lohnt es sich, gezielt nach Aspekten zu suchen, die bereits authentisch und stimmig wirken. Über die Zeit kann so ein natürlicherer Umgang mit der eigenen Außenwirkung entstehen – eine wertvolle Ressource, um sich im Vorstellungsgespräch souveräner und selbstbewusster zu präsentieren.
- Eine weitere hilfreiche Denkweise kann sein, sich mit einer offenen Haltung und dem Gedanken „Aha, interessant!“ dem Gespräch zu nähern. So gelingt es, neugierig und gelassen auf neue Situationen zu reagieren und gleichzeitig die eigene Präsenz zu stärken.
- Weitergehend kannst du die Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen notieren und falls du über die Selbstanwendungstechnik Körper- und Prozessorientierte Klopfakurpessurtechnik verfügst, diese sowohl während des Anschauens / Anhörens zu benutzen. Und im Anschluss die notierten Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen zu verarbeiten und zu integrieren. So dass Du auch in diesem Punkt einen freieren Umgang mit solchen Erfahrungen in Bewerbungsprozessen erleben kannst. Wenn es dir alleine nicht gelingt. Kontaktiere mich hierzu gerne.
- Desweitern kannst du auch schauen, welche Bedürfnisse unerfüllt sind und wie du sie dir erfüllen kannst. Also wenn du dich unsicher fühlst, kannst du zusätzlich überlegen was dir Sicherheit vermittelt. Ist es etwas was du bei dir trägst. Jemand der dich begleitet bis zum Unternehmen und im Auto auf dich wartet. Ist es das unsichtbare Klopfen (Taschenklopfen genannt) oder ein besonderer Duft. Auch das alles kann zu einer Vorbereitung gehören.
Outfit und Bewerbungsunterlagen vorbereiten
- Wähle Kleidung, die zur Stelle und Branche passt und in der du dich wohlfühlst.
- Lege alle wichtigen Bewerbungsunterlagen wie Lebenslauf, Zeugnisse und Notizen am besten schon am Vorabend bereit, damit du entspannt und strukturiert ins Vorstellungsgespräch starten kannst.
Praktische Tipps gegen Nervosität vor dem Vorstellungsgespräch
Wenn hier Nervosität aufkommt schau was Dir Sicherheit geben kann.
Bsp.
- Ein Bad,
- eine bestimmte Musik,
- Düfte,
- Rituale die du sonst pflegst,
- Stimming,
- ein Spaziergang,
- ein Gespräch mit aufmunternden Worten von einer vertrauten Person,
- Atemübungen,
- SOS-Übungen von helpercircle,
- Körper- und Prozessorientierte Klopfakupressurtechnik bezüglich des aufkommenden kontextbezogenen Stresses.
- Oder anders was du bereits im Peddo hast.
- Ein guter Film
- Sport
- Malen
Fühle in Dich hinein, was Dir was dir jetzt gerade gut tun würde.
Visualisierung für mehr Selbstsicherheit
Stell dir den Ablauf des Vorstellungsgesprächs positiv vor und gehe wichtige Situationen gedanklich durch. Diese Technik kann innere Blockaden reduzieren und dir helfen, souverän aufzutreten. Und wenn es hier zu Unsicherheiten, Nervosität, Ängsten kommt, schau was für dich Sicherheit herstellt. Ein paar Anregungen hast du in den vorigen Absätzen bereits bekommen.
Pünktlichkeit und technischer Check
Plane deine Anreise oder prüfe rechtzeitig die Technik, falls das Bewerbungsgespräch online stattfindet. Ein kleiner Zeitpuffer sorgt dafür, dass du entspannt und pünktlich ins Gespräch starten kannst.
Herstellen von innerer Sicherheit
Baue dir einen weiteren Zeitpuffer ein um für deine innere Sicherheit und Balance zu sorgen.
- Bewusstes Atmen,
- Nervensystemsregulationsübungen
- und du ahnst es schon was ich noch empfehle „klopfen“.
- Und alles, was dir einfällt und schon oben genannt wurde.
- Möglichkeit zur Ortsbegehung: Manche Menschen gewinnen Sicherheit, wenn sie den Weg zum Unternehmen und das Gebäude vorab besuchen können, um sich mit dem Ort vertraut zu machen und eventuelle Barrieren zu erkennen.
- Wenn das Bewerbungsgespräch weiter entfernt stattfindet und du die finanziellen Ressourcen hast, kann es auch für dich hilfreich sein einen Tag vorher anzureisen. Du entscheidest, ob es dir gut tut oder ob es dich mehr stresst.
- Individuelle Trigger identifizieren: Überlege dir schon im Vorfeld, welche Situationen im Gespräch bei dir Unsicherheit, Stress oder Überforderung auslösen könnten. Notiere mögliche Auslöser und bereite Strategien vor, wie du im Bedarfsfall darauf reagieren kannst (z. B. kurze Pause erbitten, Blick aus dem Fenster richten, klopfen).
- Vorab-Kommunikation mit dem Unternehmen: Viele hochsensible und neurodivergente Menschen profitieren davon, im Vorfeld schriftlich auf ihre Bedürfnisse hinzuweisen. Beispiel: „Ich bin in ungewohnten Situationen manchmal auf kurze Denkpausen angewiesen. Wäre es möglich, diese im Gespräch zuzulassen?“ Die meisten Unternehmen reagieren offen auf solche Hinweise.
- Unterstützung durch Vertrauenspersonen: Falls möglich, kann eine vertraute Person zur Begleitung ins Unternehmen oder für ein kurzes Gespräch vor dem Termin hilfreich sein, um Sicherheit zu geben.
- Checkliste für den Tag X: Neben den Bewerbungsunterlagen und dem Outfit erstelle dir auch eine persönliche Wohlfühl-Checkliste (z. B. Wasserflasche, Tee oder anderes Getränk) Notfallkarte mit wohltuenden Sätzen, Anti-Stress-Ball, Wohlfühlduft, Stimming Toys, Save food, Kopfhörer für Wartezeiten).
- Eine weitere hilfreiche Strategie kann sein, sich klare, selbstfürsorgliche Rituale direkt vor dem Gespräch zu gestalten – zum Beispiel einen kurzen Spaziergang, eine beruhigende Atemübung oder das Hören eines Liedes, das Sicherheit vermittelt. Ebenso können sogenannte Ressourcenanker wie ein kleiner Glücksbringer, ein Schmuckstück oder ein Zettel mit einem bestärkenden Satz in der Tasche ein Gefühl von Stabilität und Unterstützung geben. Für manche Menschen ist es auch hilfreich, sich im Vorfeld positive Rückmeldungen oder Erfolge in Erinnerung zu rufen, um das eigene Selbstvertrauen zu stärken.
Wenn das Gespräch online stattfindet
- Technische Vorbereitung ist ebenfalls wichtig: Wer weiß, wie die Technik funktioniert – sei es beim Online-Interview oder bei Präsentationsmedien – fühlt sich oft sicherer. Im Vorfeld einen Testlauf zu machen, kann unnötigen Stress am Tag selbst vermeiden.
Und nicht zuletzt: Erlaube dir, kleine Unsicherheiten oder Nervosität zu haben. Perfektion ist kein Muss, und Authentizität wird oft mehr geschätzt als eine makellose Fassade. Wer sich gestattet, menschlich zu sein, strahlt oft mehr Ruhe und Sympathie aus – und genau das bleibt im Gedächtnis.
Fazit
Mit einer offenen Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und einer gezielten Vorbereitung lassen sich viele Herausforderungen im Bewerbungsprozess besser meistern. Indem du sowohl auf praktische Hilfsmittel als auch auf persönliche Ressourcen setzt, stärkst du nicht nur dein Selbstvertrauen, sondern schaffst auch Raum für Authentizität und Wohlbefinden. So kannst du dem Gespräch gelassener entgegensehen und deine Stärken optimal präsentieren.
Zum Abschluss
Wenn Du merkst, dass es bei einem der oben angesprochenen Tipps und Strategievorschlägen Probleme gibt oder Du Hilfe möchtest, schau ob es Ressourcen im Umfeld gibt. Und / oder aus dem jeweiligen professionellen Rahmen. Du kannst auch gerne mich ansprechen wenn es um die Bewältigung von Stress geht bei einzelnen Themen im ganzen Bewerbungsprozess an einem oder mehreren Stellen.
Diese Tipps sind nicht nur für hochsensible Menschen hilfreich, sondern auch für neurodivergente Menschen, Menschen mit Trauma(hintergrund), Menschen die sich das erste Mal auf ein Bewerbungs- / Vorstellungsgespräch vorbereiten. Oder Menschen die nach Jahren wieder in einen Bewerbungsprozess einsteigen wollen oder müssen.
Ausblick auf die weiteren Inhalte der Blogreihe Bewerbungsprozess:
Als nächstes geht es um das Bewerbungsgespräch selbst, auch um mögliche Fragen im Bewerbungsgespräch
Tipps für die Arbeitgeberseite
nach dem Bewerbungsgespräch.
Weitere sind geplant für Menschen mit ADHS, Autismus und AUDHS und vielleicht noch für Hochbegabte
Gedanken und auch eigene Erfahrungen von mir, (KI war hilfreich bei Struktur und bei Erstellung des Bildes)