Teil 2 zum Thema Stresstoleranzfenster oder window of tolerance.

Oberhalb und Außerhalb des Stresstoleranzfensters befinden wir uns in der Übererregung. Der Sympatikus ist aktiviert  und wir haben einen erhöhten Grad an Erregung, so dass wir in den Kampf-, Flucht oder Freezezustand kommen.

Wie wir uns fühlen:
Wir sind in der Überforderung, alarmierbereit, sind in hochgradiger Wachsamkeit und in Abwehrhaltung oder in Aggression, reagieren impulsiv und wir sind körperlich und emotional höhst angespannt. Wir können Unsicherheit, Angst und Panik fühlen. Wir hören nicht mehr alle Details in der Geräuschkulisse heraus, wir haben einen Tunnelblick. Wir fühlen unseren Körper nicht mehr so gut. Adrenalin und weitere (Stress)hormone werden ausgeschüttet. Der Körper ist unter Anspannung. Unser Immunsystem wird runtergefahren zugunsten der Aktivierung. Regeneration ist in diesem Bereich der Übererregung nicht mehr gut oder gar nicht möglich.

Deshalb ist es wichtig im Übererregungsmodus der auch bei chronisch stressigen Situation über einen längeren Zeitraum besteht, so schnell wie möglich zu beenden.

Wie kommen wir noch in die Übererregung? Und wie kommen wir wieder zurück in die Balance?

Wir können uns durch eine Situation in der wir uns in Gefahr oder bedroht fühlen, in die Übererregung gelangen.

Sobald die Situation sich entspannt und wir sie als nicht mehr bedrohlich wahrnehmen, pendeln wir durch die Vagusbremse wieder in den Balancebereich des Toleranzfensters.

Hilfreich sind in solchen Momenten, dass jemand zweites den Betroffenen durch ruhige Worte und eventuell einer sanften Berührung auf Schulter oder Arm (wenn dies gewünscht wird) coreguliert.

Mitunter kommt es zu einer spontanen Schockabreaktion des Körpers durch Zittern oder Weinen. Was dazu dient den Körper wieder in eine freie Schwingunsfähigkeit zu versetzen und ins Hier und jetzt zurück zu kommen.

Möglicherweise unterstützend könnten auch durch Stressregulationsübungen oder Schock klopfen oder indiziertes neurogenes Zittern zu einem späteren Zeitpunkt dem Köper eine Hilfestellung gegeben werden, falls er nicht „von alleine“ in einen für ihn „normalen Balancebereich zurückpendelt entweder alleine, falls Dir diese Möglichkeiten vertraut sind, oder gemeinsam mit einem Menschen aus dem therapeutischen oder traumasensiblen Coachingkontext.

Die Weite zwischen Übererregung und Untererregung, also die Fensterbreite des Balancefensters hängt davon ab, wie unser Stresstoleranzfensters von Mutterleib an, die Regulationsfähigkeit erlernen konnte. Und ob und wieviele frühe Traumaerfahrungen bzw. Stresserfahrungen es gab.

Das Stresstoleranzfensters kann jederzeit durch bestimmte Methoden nachreifen, so dass eine „Weiterung“ des Stresstoleranzfensters möglich wird und wir Stressresilienter werden.

PS. Auch bei Kindern lässt sich häufig in jungen Jahren erkennen, dass sie aus bestimmten Gefühlszuständen wie Wut nicht alleine herauskommen, auch hier ist es sehr hilfreich dieses Hintergrundwissen zu haben um verschiedene Möglichkeiten der Coregulation anbieten zu können und auch die Situation nicht zu persönlich zu nehmen.

Ich hoffe auch dieser zweite Teil war hilfreich für Dich.

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