Die Geburt ist die erste Krise durch die ein Säugling geht.
10 Monate war seine Welt, wenn alles gut ging, eine Konstante mit wenig Variablen.
Und dann kommt die grosse Veränderung. Eine ganz neue Welt. Ein neuer Kosmos. Alles lauter, heller, bunter. Atmen, Hungergefühle, Trinken erlernen, Verdauen, die eigene Stimme, Kleidung, Bewegungen im freien Raum und vieles mehr, gehört zu dieser neuen, völlig fremden Welt. Neue Erfahrungen im Aussen und aus dem Inneren heraus. Völlig verständlich, dass hier nur eines hilft. Geborgenheit, Körperkontakt, Stimme von Mama und Papa. Der Geruch von Mama. Zunächst der einzig sichere Hafen, weil das einzige vertraute und dennoch neu und nicht vertraut.
Wenn Du immer berücksichtigst, dass Dein Baby nun permanent neue Erfahrungen macht und aus welcher Welt es kommt, wirst du verstehen können, dass es wichtig ist, wenig neue Eindrücke in der ersten Zeit in das Leben Deines Babys zu holen. Wenn möglich nicht auch noch Besuche empfangen oder abstatten, Einkaufen mit dem Neugeboren.
Es muss sich komplett umstellen. Es muss sich erst einmal anpassen und akklimatisieren an diese neue Umgebung. Stell Dir vor Du kommst auf einen unbekannten Planeten und hast keine Ahnung was Dich erwartet. Und alles ist Neu. Die Wesen, die Art zu kommunizieren, die Farben, die Formen, die Geräusche, wenn es welche gibt, die Umgebung, vielleicht ist dort auf dem Planet auch gar keine Schwerkraft. Und Du weisst nicht einmal, ob Du willkommen bist. Du bist unerfahren. Und nun bemerkst Du, dass auch Dein Körper anders funktioniert wie sonst. Anderes Essen, andere Verdauung. Uvm. Ich denke nun hast Du einen klitzekleinen Eindruck wie es für ein Neugeborenes ist.
Auch das Thema hier ist die psychische und physische Versorgung des Babys. Es ist vollkommen von uns abhängig. Auch gefühlsmäßig und auch sein Nervensystem. Seine Immunabwehrlage. Seine Stimmung. Alles. Evolutionsbedingt sind wir ja eine Frühgeburt und wären erst ca. 12 Monate später reif.
Ich würde Dir gerne an die Hand geben, dass Ihr Euch in Ruhe kennen lernt. Du hast ja auch eine nicht zu unterschätzende Wandlung durchgemacht. Manchmal braucht auch das eine Verarbeitung.
Und das nicht nur als Erzählung. Und auch für das Neugeborene ist eine Geburt nicht immer gut verlaufen und war es stressiger als die Außenstehende es wahrnehmen. Wenn Du das Gefühl hast, es gibt hierzu Anzeichen, oder Ihr kommt nicht zurecht, oder ihr kommt nicht zur Ruhe, suche Dir sehr bald Hilfe. Eine Ansprechpartnerin ist die Hebamme, eine Stillberaterin. Mitunter gibt es auch Therapeutinnen oder Coachs mit therapeutischem Hintergrund wie mich beispielsweise, die hier unterstützen können bei der Verarbeitung.
Babytherapien gibt es auch. Und was ich auch immer empfehle, ist eine osteopatische Behandlung bei Stäuglingsosteopathen, um Spannungen die durch die Schwangerschaft und die Geburt aufgetreten sind, zu behandeln. Wichtig ist Menschen mit ins Boot zu holen wenn Du merkst, dass Du nicht glücklich bist, du nervlich angespannt bist, viel weinst, antriebslos bist. Das Baby viel weint und Du keinen Zugang bekommst. Unsicher bist. Dann warte bitte nicht lange. Dies KANN in Richtung Wochenbettdepression gehen.
Wenn es mit dem Stillen nicht klappt, dann sprech die Hebamme und/oder eine Stillberaterin an. Auch das Zungen- und Lippenbändchen kann Anlass der Stillproblematik sein. Das ist leider noch nicht soweit bekannt, dass diese zu kurz sein können und dann die Kinder weder zur Ruhe kommen noch gut trinken können.
Und nicht zuletzt, ist auch eine Überreizung durch äußere Einflüsse Grund für Unruhe und weinen beim Baby. Was Du für Dich machen kannst? Genieße das Wochenbett soweit es für Dich passt. Dein Körper und auch Deine Psyche haben viel zu verarbeiten und auch die neue Rolle als Mutter und das Einstimmen zu dritt kann positiver oder negativer Stress sein. Versuche Dich immer auszuruhen, wenn Dein Baby schläft. Geh achtsam mit Dir und Deinem Körper um. Babys sind von Anfang sehr offen und nehmen Stimmungen wahr. Wenn Du also mal ein unruhiges Kind hast, schau bei Dir, ob Du in Deiner Mitte bist, denn dann wird in den meisten Fällen auch Dein Baby zur Ruhe kommen.
Wenn Geschwister da sind oder der Partner wenig anwesend ist, ist das alles natürlich nicht so gut umzusetzen, doch auch dann achte Deine Ressourcen. Geschwister gehen ja je nach Alter, Persönlichkeit und Familienkonstellation sehr unterschiedlich mit einem Zuwachs um. Häufig haben Eltern die Vorstellung, dass Geschwister bestimmt begeistert sind oder es verstehen, wenn das Baby soviel Zeit benötigt. Und auch das ist so nicht ganz richtig. Es ist auch für sie eine große Umstellung und auch sie müssen erst mit dieser neuen Situation umgehen. Da ist jetzt jemand der die Mama häufig braucht und sie müssen nun warten. Oder werden auch mal nicht genügend beachtet oder einbezogen. Hier hilft nur eins. Knuddeln und reden. Und dann schauen wie alle in die neuen Familienpositionen hineinruckeln. Für die einen geht das leichter oder schneller, als für andere. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse gesehen und angesprochen werden, auch wenn es sich manchmal momentan nicht ändern lässt.
Natur kann auch auf alle Beteiligten Wunder wirken. Gerade kleinere Kinder sind nach einem ausgiebigen Waldkletterbeobachtungsspaziergang wieder in ihrer Mitte. Und auch wir Mütter.
Wochenbettzeit ist die Zeit in Ruhe anzukommen. Vermeidet alle aufregenden Termine. Sagt Freunden und Verwandten, dass Ihr Ruhe benötigt und sie gerne Kuchen und Essen vorbeibringen können wenn sie euch etwas gutes tun wollen.
Versuche rhythmisch zu leben und auch Ruhezeiten oder stillere Zeiten und geschäftigere Zeiten im laufe der Zeit einfließen zu lassen. Verlässliche Rhythmen. So, dass das Baby sich orientieren kann, an äußeren Gegebenheiten. Und wenn Du es genau beobachtest, wirst Du sehen können, wann Dein Baby Stille braucht oder Ausruhzeiten, oder wann es Ansprache möchte oder gestillt oder gewickelt werden will, und so kommt Ihr zu gemeinsamen Rhythmen. Ihr findet zusammen.
Das wichtigste ist wohl bindungs- und bedürfnisorientiert zusammen zu leben. Wenn Dein Baby weint, benötigt es etwas von Dir. Und es braucht dies jetzt und sofort. Es kennt noch keine Zeiten und weiss auch nicht was es bedeutet 5 Minuten zu warten. Am Anfang macht vieles noch Unbehagen oder auch Angst und das Bindungssystem wird schnell aktiviert und auch die Überlebensmodi. Die Überlebensimpulse und die Wichtigkeit das Nervensystem des Babys cozuregulieren, weil es das selbst nicht kann, habe ich in vorherigen Posts beschrieben (vor allem unter der Überschrift: Traumaentstehung beim Baby). Versuche seine Bedürfnisse zu erkennen und wenn es möglich ist, sofort zu erfüllen. Manchmal ist es Hunger, manchmal ein Entwicklungsschub, manchmal ein psychisches Unwohlsein. Manchmal braucht es einfach nur Sicherheit, dass Du da bist, durch Berührung oder Stimme. Im Laufe der Monate bekommt es eine Ahnung davon, dass auch wenn Du erst nach 2 Minuten reagierst, es keine Todesangst haben muss. Es lernt Unterschiede kennen. Und auch die Hirnreifung, sprich die Verknüpfung von Synapsen durch neue Erfahrungen, geht rasant voran. Und auch das Körperwachstum. Wichtig ist, dass Du oder Dein Partner zuverlässig da seid. Innerlich und äußerlich. Das bedeutet auch möglichst nicht telefonieren oder ins Handy gucken, wenn Du stillst. Oder dass den ganzen Tag das Radio oder der Fernsehr läuft. Ankommen bedeutet auch sich auf sich und aufeinander zu besinnen und in innerer und äußerer Verbindung zu sein. Und auch das Stillen und das schlafen wird im laufe der Zeit rhythmischer werden. Lasst euch Zeit. Es ist wichtig die Bedürfnisse des Babys nachzukommen. Und auch auf Deine zu achten. Und vor allem lasst Euch nicht reinreden. Babys können weder verhätschelt noch verzogen werden! Und auch das aufzwingen von Takt und das Schreien lassen, schaden der psychischen und körperlichen Gesundheit! Lasst euch von niemanden reinreden, der immer noch von Gehorsam und erziehen müssen etc. spricht. Das sind alte Dogmen. Und die Schäden die Kinder aus diesen frühen Zeiten erlitten haben, sitzen heute bestenfalls in Therapie um diese aufzuarbeiten, und setzen sich mit Selbstliebe und anderen Themen auseinander. Schlechtestenfalls sind sie psychisch und körperlich krank.
Versuche Deiner Inneren Stimme zu lauschen, und deinem gesunden Verbundenheitsgefühl zu Deinem Baby. Versuche gute Literatur zu finden die Dir immer Orientierung geben kann, in Bezug auf Entwicklung des Kindes. Es gibt auch wundervolle blogs zu verchiedensten Themen. Ich kann auch gerne welche empfehlen.
Und zuletzt ein wichtiger Hinweis für Dich. Auch hier können Gefühle und frühe unbewusste Verletzungen in Dir hochkommen. Beobachte Dich. Wie fühlst Du Dich wenn Dein Baby weint? Wie fühlst Du Dich in den Alltagssituationen? Wie wenn Dein Baby weint und Du nicht sofort weisst was lost ist? All das können alte eigene Erlebnisse sein, an die Du durch das Weinen des Babys erinnerst wirst. Hierzu kannst du die bisherigen und nachfolgenden Beiträge lesen die immer das Wort eigene in der Überschrift haben. Hier geht es immer darum was Du erlebt hast, das nun Deine Blaupause und Deine Reaktionsmuster sind mit denen Du unbewusst reagierst.
Melde Dich bei mir wenn ich Dich hier unterstützen kann. Ich tue es gerne. Du hast bestimmt meine Biografie gelesen und dann weisst Du, dass das ein Herzensanliegen von mir ist.
Nimm Dein Leben in die Hände. Für Dich, für Dein Baby, für unsere Welt.
Alle Liebe und Gute für diese erste Zeit