Neulich rief mich eine Frau an. die mein Videointerview mit Sabine Rösner zu frühen Traumata. gesehen hat. In unsererm Erstgespräch sagte sie einen Satz den ich immer wieder höre und den ich einfach nur zum schreien finde.
Sie sagte, dass ihr Umfeld und alle Therapeuten die sie bisher hatte, ausnahmslos sagten, „dass sie doch das Geburtserlebnis und die Zeit im Brutkasten als Frühgeborene endlich vergessen soll, dass das schon so viele Jahrzehnte her sei“. Sie war den Tränen nahe. Mich machten diese Aussagen sauer. Sauer weit sie auf Nichtwissen um Trauma entstehen.
Immer noch …. Sind es solche und andere Sätze die mich zum schreien bringen können.
Es gibt übrigens viele solche Sätze, eine kleine Auswahl hier:
„Ach das ist doch nicht schlimm gewesen…“
„Angst und Panik kann man bewusst steuern….
Es ist nur eine Sache einer Entscheidung.
Wie lange willst Du die Angst noch behalten.“
Ich zur Klientin im Erstgespräch: „äh nein…nicht bei einer Angst und Panikstörung… oder Ängsten generell…“
Es gibt unzählige solcher blödsinnigen Aussagen in allerlei Kontexten und von allerlei Medizinern, Coaches, und anderen Menschen die mit Menschen zu tun haben.
Leute, egal in welchem Kontext ihr mit Menschen zu tun habt.
SAGT NIEMALS, dass Ereignisse der Kindheit lange her sind und sie sie nur loslassen, oder vergessen, oder sich nur entscheiden sollen, im hier und jetzt zu leben.
IHR habt von frühen Trauma und welche Folgen und Auswirkungen bis ins hier und jetzt haben, offensichtlich keine Ahnung.
Ihr verschlimmert mit solchen Sätzen das damals entstandene Leid nur mehr. Ihr haltet sie in diesem Schmerz den sie erfahren habt und fügt neuen hinzu. Die Betroffenen haben wieder das Gefühl alles falsch zu machen oder falsch zu sein, sie versuchen meist schon es zu vergessen oder welch aberwitzigen Ideen Therapeuten, Ärzte, Coachs und Menschen jeglicher Colour zu folgen um jetzt endlich anders zu sein. Sie wollen, dass sie sich besser fühlen. Sie wollen glücklich sein. Sie wollen sein, wie alle Anderen. Doch sie sind es nicht. Sie hatten andere schwierigere Vorraussetzungen um ins Leben zu starten. Sie haben meist schon viel Geld investiert, weil es immer heisst „Du musst in Dich investieren und wenn es viel kostet sind Menschen mit dem Coaching committed“.(Auch Bullschit).
NEIN das ist nicht so. (Früh)traumatisierte möchten wie alle anderen ein glückliches Leben haben, sie wollen gesunde Partnerschaften, ein gutlaufendes, erfüllendes Business oder in anderer Form ihre Berufung leben. Sie wollen Gesundsein uvm. wie alle Menschen und doch ist es bei Ihnen Anders.
Sie haben andere Wege, andere Fallstricke, sie haben ein anderes Nervensystem, sie reagieren oft anders, sie können nicht aus irgendeiner Komfortzone, denn sie hatten keine. Sie haben eine Sicherheitszone, eine Wachstumszone, eine Unsicherheitszone etc. Und sie brauchen eine andere Begleitung. Sie brauchen eine traumasensible Begleitung.
Sie brauchen beim Businessaufbau, in Partnerschaften in der Familienbegleitung Angebote die für sie ausgelegt sind. Mit den Besonderheiten die sie mitbringen und das heisst vor allem alte belastende Erfahrungen Bedürfnis und bindungsorientiert und traumasensibel zu begleiten. Verarbeiten und Integrieren von alten Erlebnissen. Sie sehen, mit ihrer Biografie und diese Muster anzuschauen und z.B. mit psychologischen Klopfakupressurtechniken zu transformieren.
Sie brauchen Coaches, Menschen aus Heilberufen etc. (Natürlich auch in Schulen, Kiga, usw.) die entweder bemerken, dass da „etwas“ anders läuft als bei anderen, oder sie nicht die passenden Menschen sind in der Begleitung, oder noch besser, dass sie sich Grundkenntnisse über Traumapsychologie anlernen und entsprechend gut kommunizieren und weiterleiten.
Denn so ist allen geholfen. Die Betroffenen fühlen sich wahrgenommen und nicht ausgeschlossen oder fremd, die Betroffenen kommen an Menschen die ihnen wirklich weiterhelfen können. Und die Betroffenen wiederholen nicht „unbewusst“ ihr Traumaerfahrungen wieder.
Denn nicht gesehen, nicht gehört, nicht wahrgenommen, beschämt sein und sich falsch fühlen uvm. Haben sie schon oft und vor allem in der Kindheit erlebt.
Trauma ist immer in der Gegenwart aktiv, da alle Menschen neuronale Verschaltungen haben, die in der Vergangenheit entstanden. Das Nervensystem reagiert damals, wie heute genau gleich auf Stress wie damals. Je nach Traumaform, reagiert der Körper genau wie damals mit den gleichen biochemischen Stoffen, mit den gleichen Symptomen, mit den selben Mechanismen. Der Körper erinnert sich auch an vorgeburtliches, auch wenn die Betroffenen es nicht explizit erinnern können. Alles ist da – Jetzt.
Und damit nicht wieder eine schlimme Situation oder viele lange Zeitspannen von physischer oder psychischer Gewalt entsteht, schützt sich die Betroffene schon im Vorhinein und vermeidet alles was unbewusst ähnlich sein kann oder hat andere Abwehrmechanismen.
Der Körper und die Psyche schützen die Person mit Schutzmechanismen die immer das Überleben gesichert haben und das Überleben ist viel wichtiger nach Meinung des Körpers als Veränderung und Wachstum etc.
Also seit bitte behutsam mit euren Mitmenschen. Seit achtsam in eurer Srpache, bitte eure Grenzen und sagt Menschen dass es besser ist, dass sie in einer anderen Begleitung besser aufgehoben sind, als sie 6 Monate oder länger zu begleiten, ohne dass sie betroffen Person „weiterkommt“ und ihr euch entweder inkompetent oder als nicht genug erlebt oder schlimmer überheblich über die Person hinwegwischt, und sie erneut zum Opfer macht und ihr zum Täter werdet.
Wenn Ihr mit Menschen zu tun habt, denkt nicht nur ans Verkaufen in den Vorgesprächen sondern fragt nach, ob es belastende Erlebnisse in der Biografie gab, die nicht aufgearbeitet wurden. Fragt nach ob es wiederkehrende Muster gibt. Bekommt ein Gefühl dafür, ob ihr füreinander die passenden Menschen seid. Und wenn Du mittendrin bemerkst, dass es nicht oder nicht mehr passt oder da etwas ist was Du nicht im Prozess mit der Person verändern kannst, spreche es offen an und hole jemanden mit ins Boot.
Ich möchte Dir anbieten, dass wenn Du Coach bist und nicht „weiterkommst“ mit einer Klientin, entweder die Klientin an mich empfehlen kannst. Oder dass Du mich für eine „Supervision“ für eine Stunde buchen kannst, und wir gemeinsam auf den Prozess oder die Person oder auf eure zwischenmenschliche Dynamik schauen, natürlich anonym. Denn manchmal holt man sich auch Klienten an Bord um zu wachsen und eigene Themen zu erkennen und zu lösen.
Fühl Dich also herzlich eingeladen mich zu kontaktieren, wenn Du selbst Begleitende Person bist oder wenn Du einen Menschen aus Deinem Umfeld „besser“ verstehen und „besser“ im Umgang werden möchtest.