Wie Kindheitserfahrungen das Elternverhalten prägen: Alte Muster erkennen und neue Wege finden

Unsere Kindheit hinterlässt Spuren – manchmal zart und kaum spürbar, manchmal tief eingeprägt und prägend für unser weiteres Leben. Oft sind es diese frühen Erfahrungen, die wie unsichtbare Fäden unser Handeln, Fühlen und Denken als Eltern lenken. Wer sich auf die Reise macht, die eigenen Prägungen zu erforschen, öffnet Türen zu mehr Verständnis für sich selbst und den eigenen Erziehungsstil. Dadurch entsteht die Chance, alte Muster zu erkennen und sich bewusst für neue, liebevollere Wege im Umgang mit den eigenen Kindern zu entscheiden. In diesem Text geht es darum, wie wir die Einflüsse unserer eigenen Vergangenheit wahrnehmen und transformieren können, um unseren Kindern ein achtsames und unterstützendes Umfeld zu bieten.

Mit dem Elternwerden verändert sich unser ganzes Leben. Schon ab der Zeugung, während der Schwangerschaft und Geburt ebenso wie in der frühen und späteren Kindheit wirken unsere eigenen Prägungen und Erfahrungen unbewusst in uns weiter. Sie bilden eine Art innere Blaupause. Besonders in stressigen Momenten treten diese alten Muster oft wie von selbst und manchmal völlig unbemerkt an die Oberfläche.

Unsere Erfahrungen und der Umgang damit in den verschiedenen Lebensphasen hinterlassen in unserem Gehirn besonders stabile neuronale Verknüpfungen. Je früher im Leben etwas geschieht – sei es eine traumatische Erfahrung, bei der toxischer Stress im Körper gespeichert wird, oder eine belastende Situation, die wir nur unvollständig verarbeiten konnten – desto deutlicher zeigt sich dies später erneut: in unserem Verhalten, unseren Gedanken, unseren Gefühlen und in unseren Körperempfindungen.

Neue Konzepte wirken nur innerhalb des Stresstoleranzfensters des Nervensystems

Oft übertragen oder projizieren wir diese alten Erfahrungen auf Situationen mit unseren Kindern, ohne zu erkennen, dass hier etwas zum Tragen kommt, das gar nicht in die aktuelle Situation gehört. Gleichzeitig fehlen uns häufig sowohl die Einsicht, dass „etwas geschieht“, als auch das Wissen um alternative Möglichkeiten und Strategien, angemessen auf solche Momente zu reagieren. Deshalb wiederholen sich oft Erziehungsmethoden, Umgangsformen, Reaktionen auf Konflikte und vieles mehr – ganz gleich, welche neuen Ansätze wir vielleicht gelernt oder uns vorgenommen haben. All das, was wir uns bewusst als neues Konzept erarbeitet haben, etwa Gewaltfreie Kommunikation, bindungs- und bedürfnisorientiertes Begleiten oder Hypnobirthing-Techniken, funktioniert nur dann, wenn wir uns innerhalb unseres Stresstoleranzfensters bewegen.

 

Was passiert, wenn wir uns ausserhalb unseres Stresstoleranzfensters befinden?

Genau dort setzt meine Begleitung an: im Bereich des Nervensystems, der jenseits dieser Komfortzone liegt. Hier entstehen die aktuellen inneren Konflikte und Hindernisse, denn hier schlummern oft die alten, ungeheilten „Wunden“, die – wenn sie nicht bearbeitet werden – unbewusst unser Handeln übernehmen. In solchen Momenten erleben wir uns gleichzeitig als Eltern und als das Kind, das wir einmal waren, mitsamt all unseren Kindheitserfahrungen und möglichen Traumaspuren, die tief im Nervensystem und Körper gespeichert sind. Das führt dazu, dass wir in diesen Situationen keinen Zugang zu später erlernten, neuen Fähigkeiten und Strategien haben – sie stehen uns schlichtweg nicht zur Verfügung.

Häufig empfinden wir Eltern in solchen Momenten, dass sie nicht gehört, nicht gesehen oder nicht geliebt werden. Sie sehnen sich nach Ruhe, fühlen sich rasch überfordert und ziehen sich – bewusst oder unbewusst – aus dem Kontakt mit ihren Kindern oder sogar mit sich selbst zurück. Oft fällt es schwer, diese Gefühle genau zu benennen. Stattdessen verlagern wir das „Problem“ nach außen und empfinden unsere Umgebung oder unser Kind als belastend: Es ist zu laut, zu fordernd, zu anstrengend – einfach zu viel.

 

Alte Prägungen erkennen und neue Wege in der Erziehung finden

Vielleicht kennst Du Situationen wie diese:

  • Du hast das Gefühl, dass Dein Kind Dich stresst.
  • Du würdest gerne anders reagieren, schaffst es aber nicht.
  • Es fällt Dir schwer, die Gefühle Deines Kindes zu begleiten.
  • Du verlierst Dich selbst aus dem Blick – Deine Selbstfürsorge, Deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle kommen zu kurz.
  • Methoden wie Gewaltfreie Kommunikation, bindungs- und bedürfnisorientiertes Begleiten oder Hypnobirthing scheinen für Dich in stressigen Situationen unerreichbar oder leer.
  • Du merkst, dass Du wie Deine eigenen Eltern erziehst, obwohl Du das eigentlich nicht möchtest.
  • Du willst herausfinden, wie Du als Mutter oder Vater wirklich sein möchtest.
  • Du stehst vor einem konkreten Problem oder mehreren Herausforderungen in Deinem Familienalltag.
  • Es gibt Fragen wie: Was ist mein Anteil – und was gehört zu meinem Kind?
  • In Situationen wie Problemen in der Schule oder Mobbing scheint das Thema nur das Kind zu betreffen, und doch fühlst Du Dich selbst immer gestresster oder wirst häufiger krank.
  • Du hast belastende oder traumatische Erfahrungen unverarbeitet in Dir, vielleicht sogar aus vorherigen Generationen. Auch eine schwierige Schwangerschaft oder Geburt kann Einfluss haben.
  • Du spürst keinen oder keinen guten Kontakt zu Deinem ungeborenen oder geborenen Kind – oder zu Dir selbst.

Wenn Du Dich in diesen Punkten wiedererkennst, unterstütze ich Dich gerne auf Deinem Weg. Gemeinsam finden wir heraus, ob eine Begleitung mit heilsamen Biografieprozessen für Dich passend ist. Falls nötig, empfehle ich Dir Methoden, Kolleg*innen oder ergänzende Hilfen aus meinem Netzwerk – auch interdisziplinär.

Fazit

Es gibt viele Gründe, sich Unterstützung zu suchen, wenn alte Muster, Überforderung oder schwierige Erfahrungen den Familienalltag bestimmen. Der erste Schritt zu Klarheit, Verbindung und Veränderung beginnt damit, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Professionelle Begleitung kann dabei der Impuls für positive Entwicklung sein.

Lass uns gemeinsam eine Welt schaffen, in der mitfühlende und verbundene Menschen ihr Potenzial leben – für Dich und Deine Familie.

 (Text neu überarbeitet)