Erste Gedanken dazu aus meiner trauma-therapeutischen, und aus meiner persönlichen Sicht.
Ich kann jede der nachfolgenden aufgeschriebenen Möglichkeiten der einzelnen Reaktion verstehen. Denn sie entspringt, der jeweiligen persönlichen Biografie oder übernommenen Strategien der Familiensysteme. Die ursprünglichen traumatischen Erlebnisse sind unverarbeitet und unbewusst. Wir sehen Handlungen die uns mitunter fremd sind. Wir sehen die Eisbergspitze und nicht den Teil des Eisberges unter der Wasseroberfläche. Wir sehen Verhalten, doch nicht den Ursprungskontext in dem dieses Verhalten Sinn machte. Ausser wir gehen auf die Suche um das zu Verarbeiten was zu verarbeiten gelingt um im Hier und jetzt relativ der Situation angemessen reagieren zu können.
Ich skizziere nun in sehr groben Auszügen (unvollständig) Möglichkeiten wie Situationen und Handlungsweisen zustande kommen können. Es könnte Dich triggern. Solltest du dich beim lesen unwohl fühlen, breche das weiterlesen ab. Oder besser, wenn du bereits die psychol. Klopfakupressurtechnik erlernst hast, klopfe beim lesen. Ich möchte hier Zusammenhänge aufzeigen um Verständnis für das was wir zur Zeit beobachten zu ermöglichen. Für uns Selbst und für Andere.
Erste Möglichkeit. Transgenerationale Traumaweitergabe.
Wenn unsere Eltern oder Grosseltern oder andere Vorfahren traumatische Erlebnisse gemacht haben, die unverarbeitet blieben, werden sie als epigenetische Überlebensstrategie an die nachfolgende Generation als Geninformation weitergegeben. Im Moment, kann dies sehr gut in den Reaktionen von sehr vielen, jetzt lebenden Menschen, in der Corona-Krise beobachtet werden. Wir hören z.B. die Worte VirenKRIEG, bekämpfen, Ausgangssperre uvm. und wir sehen in den Läden leere Regale, wichtige Grundnahrungsmittel fehlen, vorübergehend. Auch dieses viselle Bild kennen wir nicht. Nun wird in uns das Reptiliengehirn aktiviert und das bedeutet Überlebensmodus. Angriff, Flucht, oder Schockstarre. Wir reagieren größtenteils nicht mehr rational aus dem Cortex (das ist der Teil des Gehirnes der für das Denken zuständig ist) heraus, sondern es gibt abgespreicherte Informationen auf die unser Gehirn zurückgreift. Von unseren Vorfahren, unserer Spezies und den Weltuntergangsfilmen. Das sind unsere unbewussten Referenzpunkte, sie geben uns vermeindlich Orientierung für unser handeln.
Also werden von vielen von uns Hamsterkäufe gemacht, weil unsere Familien im Krieg hungerten und wir als Überlebenstrategie, das Hamstern zur Vermeidung von Hunder, in uns codiert haben. Wir hören die Worte und beginnen andere Menschen möglicherweise als Bedrohung wahrzunehmen, also werden wir möglicherweise flüchten oder angreifen. Wir könnten im Supermarkt 10 Pakete Toilettenpaier kaufen und die Verkäufer bedrohen, wenn Sie uns sagen, dass wir nur haushaltsübliche Mengen kaufen dürfen. Wir könnten uns zurückziehen, und je nach Angstgrad in uns, könnte es passieren, dass wir im Extremfall nun den ganzen Tag mit Handschuhen zuhause rumlaufen, denn der Einkauf könnte konterminiert sein – auf der Verpackung könnten Viren sein. In der Warenkette könnte jemand mit Virenbelastung gewesen sein. Noch extremer könnte es dann werden, wenn wir aus dieser Überlegung heraus, die Packung nicht öffnen und den Inhalt nicht essen. Wir schlafen vielleicht nicht mehr im Bett neben unserem Partner, weil er könnte sich auch jederzeit, nach einem Einkauf, infiziert sein könnte. Wir umarmen uns in der sowiso schon zurückgezogenen isolierten Familie nicht mehr, sondern halten auch hier Sicherheitsabstand. Und Kinder leiden als Erstes unter solch einem Verhalten. Eine Umarmung, eine Berührung, schüttet den Botenstoff Oxytoxin aus. Das Beziehungshormon und viele andere Botenstoffe die wir zum Leben benötigen. Das alles kann, sehr extreme Formen von Angst und Panik annehmen. Und dies kann zu einer Angststörung führen. Das ist eine Möglichkeit. Und so leben wir dieselbe Angst und reagieren mit denselben Überlebensmustern wie unsere Vorfahren. Und so entstehen transgenerationale Traumaweitergaben.
Die zweite Möglichkeit. – Retraumatisierung aufgrund eigener Erfahrungen in der frühen Kindheit.
Wir werden aufgrund der nun angeordneten Massnahmen retraumatisert. Wir waren als Säuglinge schon getrennt von unseren Müttern. Wir wurden stundenlang in Zimmern liegengelassen und nur zum Versorgen herausgenommen aus dem Bettchen. (Johanna Haarer propagierte während der NS Zeit solch einen Umgang mit den Kindern, und das hielt sich über viele Jahrzehnte hartnäckig und wird heute als schwarze Pädagogik bezeichnet). Wenn nun Ausgangssperre und Isolation angeordnet wird, weil die Regierung dies in der jetzigen Gesundheitssituation für notwendig hält um Risikogruppen zu schützen, und eine Ausbreitung zu verlangsamen, kann das in uns diese Rückerinnerung an die schlimme Säuglingszeit reaktivieren. Wir fühlen uns zunächst einsam und wir erleben Angst. Oder wir bemerken, dass unser Körper plötzlich gestresst reagiert und wir verstehen die Zusammenhänge nicht. Denn äusserlich ist alles logisch und nachvollziehbar und wir befinden uns in unserem gewohnten Zuhause möglicherweise alleine, weil wir keine bei uns wohnenden Angehörigen haben. Und die Familie oder Freunde dürfen uns nicht besuchen. Wenn wir in der Säuglingszeit eine solche Erfahrung gemacht haben, die unverarbeitet blieb, kann es nun zu Panik, Schock- und Erstarrungsreaktionen kommen. Unbewusst. Wir haben diese Erinnerung im impliziten Gedächtnis abgespeichert, diese wird nun getriggert. Ein Anteil in uns wird sagen wie lächerlich und überzogen die Reaktion ist- der Überlebensanteil, ein anderer Teil – der traumatisierte Säuglingsanteil ist aktiviert und der Erwachsenenanteil wird nicht, oder nicht angemessen, in der Situation reagieren können. So entsteht in uns wieder Ohnmacht, Hilflosigkeit, extremer Stress im Körper, möglicherweise Dissoziation (Abspaltung) etc. Angriff nach Vorne oder Flucht nach Innen, wenn sich die Erstarrung wieder etwas löst. Und wir bleiben in diesem unverarbeiteten Zustand, der sich dann beliebig oft wiederholt, denn es ist ein altes neuronal verschaltetes Programm in uns. Das mit Verarbeitung und Integration in den passenden Kontext veränderbar ist.
Die dritte Möglichkeit. Kurzfristigem Impuls folgen und dann überdenken.
Kurzfristig übernimmt unser Überlebensmodus die Handlung, weil er mögliche Gefhar erkannt hat, und kehrt dann relativ schnell in den Top down Modus Denken-Fühlen – Handeln (Grosshirn – Mittelgehirn – Stammhirn) zurück. Wir reagieren damit, dass wir zunächst dem Klopapierkauf nachgehen, und zwei Packungen, wo wir sonst nur eine Packung einkaufen und wundern uns noch im Laden, oder kurz darauf, über unsere Reaktion. Wir haben (noch) die Möglichkeit unsere Handlung zu hinterfragen und können erkennen, dass dies nicht unserem „normalen“ Denk- und Handlungsmöglichkeiten entspricht. Und beginnen nun nach der Ursache in uns zu forschen. Und diese zu verarbeiten und zu integrieren. Damit wir das nächste Mal nicht mehr in diesen Überlebensmodus kommen. Sondern angemessen auf die Situation reagieren. Und im Moment bedeutet das, dass die Versorgung, auch mit Klopapier, bestand haben wird und auch die Supermärkte geöffnet bleiben.
Die vierte Möglichkeit.
Wir legen 1 Paket Klopapier statt keines in den Einkaufswagen, weil wir wissen dass wir nur noch wenige Rollen zuhause haben, sagen wir 3 Rollen, und es sich abzeichnet, dass im Moment sehr viel davon gekauft wird. Wir hatten wohl keinerlei übernommene gencodierte unverarbeitete Traumata unserer Vorfahren und/oder wir haben keinen Bezug zu den eingangs genannten Filmen oder wir haben diese bereits verarbeitet und wir sind im Vertrauen dass sich alles im Leben regelt.
Wenn Du Fragen hast, kontaktiere mich gerne. Wenn Du für dich aus dem Überlebensmodus aussteigen willst und ruhiger in diesen aufregenden, sich ständig ändernden Zeiten reagieren möchest, spreche mich an und wir schauen nach einer Möglichkeit wie wir online zusammenkommen können und was ich für Dich im Rahmen des OnlineCoachings tun kann.